Ein Besuch bei St. Peter’s Child Care und Gespräche mit dem neuen Leitungsteam
It takes a village to raise a child, and you are part of this village
Ein Artikel von Moritz Gräper
Im Januar konnte ich im Rahmen einer Studienfahrt für VikarInnen aus Nordrhein-Westfalen meinen KollegInnen St. Peter’s Child Care vor Ort zeigen. Gleichzeitig war es für mich die Chance, den neuen Vorsitzenden Thabo Mathso sowie den neuen Pastor Dieter Trümpelmann kennen zu lernen.
Thabo und Dieter machten in intensiven Gesprächen deutlich, dass sie motiviert sind, das Projekt nach der Krise im vergangenen Jahr wieder auf sichere Füße zu stellen. Beide bringen aus ihrer Biografie wichtige Kompetenzen mit. Pastor Dieter Trümpelmann ist selbst Pflegevater und hat mit seiner Ehefrau drei Kinder aufgenommen. Er hat großes Verständnis für die Herausforderungen von “foster care” in Südafrika. Er möchte besonders die Pfegemütter stärken und den Kindern im Projekt durch engagierte Männer aus der Gemeinde auch männliche Vorbilder an die Seite stellen.
Thabo wurde noch von Pastor Edwin Dedekind mit in die Projektleitung geholt und führt St. Peter’s Child Care nun seit einigen Monaten als Vorsitzender. Neben den guten Beziehungen, die er zu den Kindern und Müttern pflegt, kann er besonders im Bereich der Immobilien des Projekts seine Berufserfahrung einbringen. Seit dem Ende der Apartheid und der Ankündigung Nelson Mandelas 1 Millionen Häuser für Unterprivilegierte zu bauen ist Thabo Mathso selbstständiger Immobilienentwickler und -verwalter. Er möchte auf lange Sicht alle Mietobjekte des Projekts in Eigentum umwandeln um Kosten zu sparen und gleichzeitig Sicherheiten aufzubauen.
Beide, Dieter und Thabo, gaben kompetent Auskunft über die gegenwärtige HIV/AIDS-Situation in Südafrika und erläuterten ihre Vision für das Projekt: Die zunehmende Gruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen muss mehr in den Blick genommen werden. Wohngruppen für die +18jährigen Frauen und Männer, die bei St. Peter’s Child Care aufgewachsen sind, wären denkbar. Denn weiter gilt, dass die Kinder nicht einfach mit dem 18. Geburtstags entlassen werden. Das Projekt begleitet die Kids so lange, bis sie ein selbstständiges Leben führen können. Dafür sind individuelle Förderungen und Lösungen nötig.
Darüber hinaus habe ich mit Dieter und Thabo verabredet, in Zukunft enger in Fragen der Außendarstellung zusammenzuarbeiten. Zwar versuchen wir in Deutschland sehr bewusst darauf zu achten, welche Bilder wir vom Projekt und von den Kindern zeigen, um nicht koloniale Denkmuster zu schüren. Allerdings sehen die Verantwortlichen vor Ort noch Verbesserungspotential, was die Bilder und Sprache unserer Öffentlichkeitsarbeit angeht. Dies nehmen wir ernst und freuen uns auf mehr Kooperation auf diesem Feld.
Auch wollen wir einen Besuch von Thabo in Deutschland ins Auge fassen. Es ist noch zu klären wann und mit welchen finanziellen Mitteln dies zu realisieren ist, aber beide Seiten sehen die Chance, die in einer Besuchs- und Vortragsreise von Thabo stecken würde.
Zum Schluss unseres Besuchs bei St. Peter’s Child Care erklärte der Vorsitzende Thabo Mathso seine Sicht auf die Rolle des Freundeskreis in Deutschland. In Afrika gelte das Sprichwort „It takes a village to raise a child“ (Es braucht ein Dorf, um ein Kind groß zu ziehen). Dieser Ausspruch hat die traditionelle Form des Zusammenlebens in der Großfamilie vor Augen. Im urbanen Johannesburg und auch durch die stadtplanerischen Nachwirkungen der Apartheid-Politik zerfasern diese traditionellen Lebensformen zunehmend. St. Peter’s Child Care bietet mit den angehörigen Kirchengemeinden und den engagierten Menschen in der Stadt ein solches Dorf, das gutes Aufwachsen für Kinder ermöglicht. Und wir in Deutschland sind durch unser Engagement Teil davon: „And you are part of this village!“
Dies ist ein wunderbares Bild für die enge Verbundenheit des Freundeskreises mit allen Beteiligten, allen voran den Kindern und Pflegemüttern, von St. Peter’s Child Care. Vielen Dank an Pastor Dieter Trümpelmann und den Vorsitzenden Thabo Mathso für ihr Engagement.