Empowerment der Pflegemütter und Erwachsenwerden der Kinder
Wenn wir zweimal im Jahr zu unseren Freundeskreistreffen zusammenkommen ist ein ganz wichtiger Punkt auf der Agenda das ausführliche Skype-Gespräch mit den Projketverantwortlichen in Südafrika. Die Sozialarbeiterin und Leiterin des Projekts Adelaide Mangena berichtete uns heute über den aktuellen Stand, was die Kinder, Pflegemütter und die finanzielle Situation des Projekts betrifft. Zur allgemeinen positiven Entwicklung der letzten Jahre habe vor allem das Empowerment der Pflegemütter beigetragen, berichtet Adelaide.
Jeden zweiten Donnerstag kommen alle Moms zusammen, tauschen sich beim check-in zunächst über die Situation in ihren jeweiligen Häusern aus, sprechen Probleme und Herausforderungen an und hören sich gegenseitig zu. Ausgehend von den check-in bietet meine Kollegin und Dozentin bei WITS (Uni in Johannesburg) Workshops zu den Themen an, die den Müttern wichtig sind.
Auf die Frage, wie es den Teenagern und jungen Erwachsenen im Projekt geht, macht Adelaide deutlich, dass es St. Peter’s Child Care ein zentrales Anliegen ist „to individualize the children.“ Die Kinder brauchen also nicht unbedingt eine exit-Strategie, wie in Kinderheimen, in denen alle mit der Volljährigkeit ausziehen müssen.
Unser Projekt schaut darauf, wie weit die Kinder sind, wie viel Selbstständigkeit sie möchten und wie viel ihnen zuzumuten ist. In jedem Fall wissen sie, dass sie uns immer als Support-System in Anspruch nehmen können.
Ntombi, die nach erfolgreichem Wirtschaftsstudium (aufgrund ihrer herausragenden schulischen Leistungen hatte sie ein Vollstipendium erhalten) für einen großen Finanzprüfer arbeitet, steht voll und ganz auf eigenen Beinen und hat dafür gesorgt, dass ihr Arbeitgeber die Bücher des Projekts prüft. Anders sieht es bei Simon aus, der als 20jähriger regelmäßig am Wochenende bei seiner Pflege-Familie wohnt und unter der Woche in einem handwerklichen Werkstattbetrieb arbeitet und dort gerne wohnt. Solani und Melani, zwei der Teenager im Projekt, besuchen berufsbildende Schulen. Dort wird Melani zur Friseurin und Solani zum Schweißer ausgebildet.
Finanziell steht das Projekt vor einigen Herausforderungen, u.a. weil zwei Großspender aus Deutschland seit 2016 vertragsgemäß ihre Unterstützung eingestellt haben, kann aber auch Erfolge verbuchen. Der große kommunale Verkehrbetrieb Gautrain stellt dem Projekt im Jahr 2017 einen Betrag von 1,5 Millionen Rand (ca. 100000 Euro) zum Kauf eines Hauses zur Verfügung. Die dort untergebrachte Familie könnte dort mietfrei leben und die kleineren Bungalows auf dem Grundstück könnten weiter verpachtet werden, sodass die Mieteinnahmen die gesamten laufenden Kosten einer Familie tragen können.
Mitgründer und langjähriger Motor des Projekts, Pastor Edwin Dedekind, wird zum April 2017 die Gemeinde St. Peter’s und somit auch die Arbeit in der Leitung des Projekts vor Ort verlassen. Er kommt mit seiner Frau Elisabeth nach Deutschland, um in Bendorf bei Koblenz in einer Kirchengemeinde neu anzufangen. So wehmütig alle Beteiligten in Südafrika dem Abschied entgegenblicken, so sehr freuen wir uns über zwei neue Mitglieder und passionierte Unterstützer von St. Peter’s Child Care in Deutschland.